Wir müssen reden – Mehr Miteinander beim Streit um Windkraft

Wir müssen reden! Über unsere Zukunft, wie wir leben wollen. Über Mobilität, über die Verkehrs- und Energiewende, über unsere Politiker – über die Angst vor dem Klimawandel und den damit verbundenen Herausforderungen: Doch Vorsicht! Wer hier mitreden will, begibt sich schnell auf ein verbales Minenfeld.

Denn wie so oft entscheidet die eigene Betroffenheit über die Intensität der Forderungen. Oder banal ausgedrückt: Je weiter weg das Problem, desto radikaler die Forderungen. Deutlich wird das zurzeit beim Thema Windkraft. Ein Thema, das vor allem die Menschen in den ländlichen Gebieten – beispielsweise im Dahlenburger Raum – beschäftigt. Die Angst dort, bald vor lauter Windkraftanlagen den Wald nicht mehr zu sehen, ist real. Deshalb wehren sich die Betroffenen gegen die entsprechenden Pläne der Politik.

Doch statt Solidarität hagelt es dafür oftmals Unverständnis und Häme. Und meist auch noch von Mitmenschen, die weit weg in Städten leben und die Diskussion über die Windkraftanlagen vor allem nur aus den Medien kennen. So manch einer macht denn auch in der emotional geführten Debatte schnell das ganz große Fass auf, indem er alle nur erdenklichen Katastrophen in ­einem Satz aufzählt: weltweit steigende Temperaturen, Trockenheit, Überschwemmungen, Waldbrände, Artensterben, Hungersnöte – verursacht durch den fossilen Energiehunger der Menschheit. Im Ernst: Wer will sich angesichts solcher Argumente noch gegen Windparks positionieren? Für das drohenden Armageddon will schließlich keiner die Verantwortung übernehmen.

Moralisch gesehen haben also diejenigen, die sich gegen gewaltige Windparks vor ihrer Haustüre wehren, schlechte Karten. Also müssen sie selbst für ihre Interessen einstehen, auf Versäumnisse hinweisen und darauf, dass die Windkraftanlagen beileibe nicht das Allheil­mittel sind, als das es die Bundes- und Landesregierung propagieren.

Das geht schon mit der Begrifflichkeit „klimaneutral“ los. Einige Umweltaktivisten und Politiker benutzen diese Vokabel immer noch. Doch Klimaneutralität kann und wird es niemals geben (können), da können wir noch so viele Windräder aufstellen. Flächen-, Energie- und Materialverbrauch stehen dem „klimaneutral“ entgegen. Wenn überhaupt, ist der Einsatz von Windrädern „klimaschonend“. Das aber klingt bei Weitem nicht so revolutionär und mitreißend wie „klimaneutral.“

Befürworter von Windkraftanlagen argumentieren, dass diese über Jahre mindestens genauso viel, wenn nicht sogar mehr CO₂ einsparen, wie der Wald, der an gleicher Stelle dem Bau der Anlage weichen musste. Das mag sein. Was aber selbst die modernste Anlage nicht schafft, wohl aber ein intakter Wald: nämlich Sauerstoff produzieren, den Wasserhaushalt regulieren und der Tierwelt ein Zuhause ­geben.

Mittlerweile gibt es Hunderte Studien. Das Gros sieht Windkraft als unverzichtbar an, einige weisen aber auch darauf hin, dass es in der Umgebung von Windkraftanlagen zu weniger Niederschlag und einer insgesamt höheren Temperatur kommt.

Argumente gibt es also für wie gegen Windraftanlagen. Politiker, Aktivisten, aber auch die Medien sind gut beraten, miteinander zu reden, die verträglichsten Lösungen für alle zu finden und nicht zu sagen: Da wohnen nur wenige Menschen, die können wir mit den Windkraftanlagen umzingeln. Ähnlich argumentierte die Politik schon einmal – bei der Suche nach einem Atomendlager. Der Ausgang dieses Konfliktes ist bekannt.

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