Südergellersen reicht es

Gemeinde lehnt Vergrößerung des Vorranggebietes ab. Appell des stellvertretenden Bürgermeisters

Von Ute Klingberg-Strunk

Südergellersen. Den größten Windpark im westlichen Landkreis Lüneburg gibt es hier schon lange. Nun sollen die Vorrangflächen für Windenergie in der Gemeinde Südergellersen noch einmal deutlich vergrößert werden – auf 396 Hektar südlich und südwestlich von Südergellersen und weitere 70 Hektar südlich von Heiligenthal. So sieht es der Entwurf für die Neuaufstellung des Regionalen Raumordnungsprogramms (RROP) des Landkreises vor, der sich derzeit in der öffentlichen Auslegung befindet.

Deutlicher Widerstand kommt nun aus dem Südergellerser Gemeinderat: Einstimmig (bei drei Enthaltungen) beschlossen die Kommunalpolitiker während ihrer jüngsten Sitzung eine Stellungnahme, die sich gegen die RROP-Planung zum Thema Windenergie richtet. Der Grundtenor: Die Vorrangflächen müssen deutlich kleiner werden.

Dass das Thema die Bürger umtreibt, zeigte sich schon daran, dass im Südergellerser Dorfgemeinschaftshaus zusätzliche Stühle aufgestellt werden mussten, damit die 40 Interessierten einen Sitzplatz bekamen. Gemeindedirektor Jens Lübberstedt (CDU) verlas zunächst den Entwurf einer Stellungnahme des Rates. In dem Text heißt es: „Nach Prüfung…lehnt die Gemeinde Südergellersen die massive Vergrößerung der Vorrangflächen Wind … in der vorgelegten Form ab. Die Vorrangfläche südlich von Südergellersen ist deutlich zu verkleinern. Insbesondere die massive Beschattung der halben Ortslage und eine Verstärkung der derzeit schon massiven Lärmbelästigung wird nicht hingenommen.“

Zur Begründung wird angeführt, dass die Grenzwerte für Schall schon jetzt teilweise überschritten würden. „Bei starkem Wind ist der Geräuschpegel bei geschlossenem Fenster in den Nachtstunden für die Bürger deutlich angestiegen.“ Das läge auch daran, dass der Wind meist aus südwestlicher Richtung wehe. Kritisiert wird zudem eine weitere Beeinträchtigung des Landschaftsbildes und der Verlust des ländlichen Ortscharakters von Südergellersen. Die Einbeziehung des Waldgebietes Gellerser Anfang führe überdies „zu einer massiven Beeinträchtigung des Waldes in seiner Funktion als Naherholungsraum.“

Bürger sind empört über die Pläne

Der stellvertretende Bürgermeister Peter Schindler (CDU) forderte die Anwesenden auf, selbst eine Stellungnahme beim Landkreis einzureichen: „Unsere Stellungnahme als Gemeinde zählt nicht mehr als Ihre.“

Aus dem Publikum wurden weitere Argumente gegen die Planung aufgeführt: Die Lage im Landschaftsschutz- und Wasserschutzgebiet, die Gefahr durch Infraschall, die Bodenversiegelung, die Gefahren für Flora und Fauna in einem historischen Waldgebiet. Vor allem aber bringt die Südergellerser auf die Zinne, dass die ohnehin schon große Belastung für die Bevölkerung noch einmal größer werden soll. „Wir haben unser Soll schon lange übererfüllt“, sagte ein Zuhörer mit Blick auf die 4,6 Prozent der Kreisfläche, die im RROP-Entwurf für Windenergie vorgesehen sind: „Nun sollen sich andere Gemeinden mal an die Nase fassen.“

Die Verteilung im Kreisgebiet sei ungerecht, unterstrich auch ein anderer Zuhörer: „Es ist ein Unding, wenn wir das in dieser Form aufgedrückt bekommen. Man kann die Energiewende doch nicht auf einzelne Gemeinden konzentrieren.“

Der Rat verständigte sich darauf, die Stellungnahme der Gemeinde um einige der genannten Punkte zu ergänzen. Bei der Abstimmung enthielten sich Malte Fuhrberg, Angela Kopff-Fuhrberg (beide Grüne) sowie Gabriele Bauer (Die Linke) der Stimme. Stellungnahmen können über die Beteiligungsplattform BO.PLUS nur noch bis 17. April online abgegeben werden. Die Unterlagen stehen im Internet unter https://lklg.eu/rrop2025 zur Verfügung.

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