Warum Amelinghausen mehr Windräder will

Die Samtgemeinde fordert den Landkreis Lüneburg auf, die neuen Vorrangflächen größer zu fassen

Von Dennis Thomas

Die Samtgemeinde fordert den Landkreis Lüneburg auf, die neuen Vorrangflächen größer zu fassen

Von Dennis Thomas

Amelinghausen. Sollten die neuen Vorranggebiete für Windkraftanlagen in der rund 194 Quadratkilometer großen Samtgemeinde Amelinghausen tatsächlich so umgesetzt werden wie derzeit angedacht, würden sie knapp sieben Prozent der Samtgemeindefläche belegen. Das machte Samtgemeindebürgermeister Christoph Palesch bei der vergangenen Sitzung des Samtgemeinderates deutlich.

Während andere Kommunen, wie zuletzt Südergellersen, darum ringen, ihre Windkraftvorranggebiete verkleinern zu dürfen, bittet Amelinghausen den Landkreis Lüneburg darum, insgesamt mehr Vorrangflächen für Windräder zu ermöglichen.

Dieser Tage lief die Frist ab für Stellungnahmen zur Neuaufstellung des Regionalen Raumordnungsprogramms (RROP) 2025 des Landkreises Lüneburg. Im RROP sollen künftig auch die neuen Vorrangflächen für Windenergienutzung für die dann folgenden zehn Jahre festgelegt werden. Für die Samtgemeinde Amelinghausen hatte der Landkreis Lüneburg sogar Potenzialflächen von mehr als 2100 Hektar untersucht und schließlich einen Großteil wieder aussortiert wegen verschiedener Nutzungskonflikte.

In der jüngst vom Samtgemeinderat mehrheitlich, bei zwei Gegenstimmen, beschlossenen Stellungnahme bittet Amelinghausen um die Überprüfung mehrerer Teilflächen, die zuvor ausgeschlossen wurden. Das betrifft beispielsweise Areale westlich und östlich des Rehrhofes. Auch östlich des Ortes Bockum solle der Kreis noch einmal prüfen, ob dort tatsächlich ein Vorranggebiet Wald einem Windradbau entgegenstünde.

Abstand zu Heideflächen soll überprüft werden

Auch die größte Potenzialfläche von 814 Hektar westlich von Raven und Rolfsen solle besser ausgenutzt werden, indem der Mindestabstand von 600 Metern zu kulturbedeutsamen Heideflächen unter anderem bei Schwindebeck noch einmal überdacht werden solle, so eine Forderung der Samtgemeinde.

Und auch eine Fläche von 68,8 Hektar bei Tellmer bittet die Samtgemeinde wieder mit aufzunehmen. Der Kreis hatte jene Fläche im Entwurf des RROP gestrichen, weil sonst Tellmer im Zusammenhang mit zwei weiteren Standorten in einem Winkel von mehr als 120 Grad von Windkraftstandorten umgeben wäre. Diese Umfassungswirkung bewertet die Samtgemeinde hingegen als weniger kritisch, „da die visuelle Beeinträchtigung durch den großen Abstand und die Waldkulisse abgemildert wird“, heißt es in der Stellungnahme.

Dass bei einigen Ratsmitgliedern in der Sache zwei Herzen in einer Brust schlagen, machte Wolfgang Marten (SPD) deutlich. „Ich persönlich bin totunglücklich, dass in unseren Wäldern Windkraftanlagen gebaut werden sollen.“ Das bedeute einen „Raubbau an der Natur“. Trotzdem stimmte er für die Stellungnahme zum RROP 2025, die sich auch um Belange der Wohnbauentwickung bis zum Tourismus in der Samtgemeinde dreht. Zudem sagte Marten: „Es macht wenig Sinn, gegen Windmühlen anzukämpfen.“

Fassungslos und mit Wut im Bauch hatten die Diskussion bei der Ratssitzung in der Lopautalhalle um die Windkraftstandorte auch einige Einwohner aus der Mitgliedsgemeinde Oldendorf/Luhe verfolgt. In der Einwohnerfragestunde machten sie ihrem Unmut Luft und beschimpften den Rat, er würde nicht die Interessen der Bürgerinnen und Bürger vertreten. Anlass war ihre Forderung, die Vorrangflächen bei Oldendorf zu verringern. Das fand in der Stellungnahme der Samtgemeinde aber keinen Eingang.

Der Wind weht noch aus einer anderen Ecke

Samtgemeindebürgermeister Christoph Palesch versuchte die Wogen zu glätten. „Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass es mir egal ist. Aber als Verwaltung können wir uns nicht an persönlichen Empfindlichkeiten orientieren.“ Zur Motivation, dass die Samtgemeinde aktiv dem Landkreis mehr Windkraftflächen anbietet als gefordert, verwies Palesch auf Nachforderungen vom Land, die der Landkreis erfüllen müsse. So versuche er im Vorfeld den Landkreis zu lenken. Palesch: „Sich stattdessen hinzusetzen und zu hoffen, dass der Landkreis nichts Schlimmes macht, ist kein guter Vorschlag.“ Doch der Wind könnte noch aus einer anderen Ecke wehen. Bei einer früheren Sitzung des Gemeinderates Soderstorf hatte Palesch angekündigt, sich mit den Betreibern bestehender Windparks in der Samtgemeinde dieser Tage zu Gesprächen zu treffen. Ziel sei es, eine finanzielle Beteiligung der Kommunen von 0,2 Cent pro Kilowattstunde auszuhandeln. Das könnte im Erfolgsfall eine neue, dauerhafte Einnahmequelle für die klamme Samtgemeinde bedeuten.

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