Rund um Dahlenburg – Angst vor den Monsterflächen

Rund um Dahlenburg formiert sich der Widerstand gegen die Windkraftpläne

Von Klaus Reschke

Dahlenburg/Köstorf. Die Frist für die Einwendungen zum 1. Entwurf des Regionalen Raumordnungsprogramms (RROP) des Landkreises endete am vergangenen Montag, der Unmut über die Windkraftpläne aber besteht vielerorts weiter. Beispielsweise rund um Dahlenburg – schon jetzt ein Hotspot für Windkraftenergie.

27 Windkraftanlagen drehen sich auf dem Gebiet der Samtgemeinde Dahlenburg, dazu kommen zwei Biogasanlagen, die ebenfalls Strom produzieren, und demnächst soll noch eine mehrere Hektar große Solaranlage gebaut werden. Wir erzeugen in der Samtgemeinde grünen Strom für rund 130.000 Menschen“, rechnet Andreas Grölz von der „Bürgerinitiative Windkraft mit Vernunft“ vor. Und Elke Schenzel ergänzt: Ellringen wurde schon vor Jahren als Bio-Energiedorf ausgezeichnet.“

Doch obwohl die Dahlenburger ihre Hausaufgaben in Sachen grüner Energiegewinnung offenbar geradezu beispielhaft gemeistert haben, sollen die Flächen rings um die Samtgemeinde weiter mit neuen Windkraftanlagen aufgerüstet werden. Elf Prozent der Samtgemeindefläche sind im Regionalen Raumordnungsprogramm des Landkreises für Windenergie vorgesehen. So viel wie in keiner anderen Kommune des Landkreises. Dagegen aber wehren sich Grölz und seine Mitstreiter.

Windkraft ja – aber mit Vernunft, fordern sie. Windenergie sei eine von vielen Lösungen, den CO₂-Ausstoß zu begrenzen. Aber: „Eine übermäßige Umsetzung von Windkraft in Massen auf konzentrierten Flächen steht auf keinen Fall im Einklang mit der Natur“, ist Grölz überzeugt. Er und seine Mitstreiter sprechen von „Monsterflächen“, großen Windparks, in deren Umfeld Wohnen und Leben geradezu unmöglich werde.

Dass es auch anders geht, habe die Gemeinde Thomasburg gezeigt, sagt Andreas Grölz. Dort drehen sich zwar ebenfalls drei Windräder, doch der Protest der Bürger blieb aus. Und warum? „Weil die Gemeinde auf die Bürger zugegangen ist und festgelegt hat, was geht und was nicht!“, erläutert Grölz, der sich dieses Vorgehen auch von der Kreispolitik gewünscht hätte. „Bei so einem wichtigen Thema wie Windkraft muss man die Bürger mitnehmen“, mahnt der Köstorfer. Das aber habe der Kreis versäumt.

Dass zudem ein gewaltiger Kahlschlag in den heimischen Wäldern für das Aufstellen der Windquirle droht, erschreckt Torsten und Nicola Hohmann ganz besonders: Das Ehepaar wohnt in Bargmoor in der ehemaligen Revierförsterei: Jetzt fürchten sie um die Zukunft des Waldes, sollten die Windkraftpläne Realität werden. „Dann sind 40 Jahre Aufforstung für die Katz“, kritisiert Torsten Hohmann, während seine Frau zu bedenken gibt, dass Bäume CO₂-Speicher seien, „die nun aber für das Aufstellen der Windräder offenbar ohne Probleme abgeholzt werden dürfen.“

Denn auf Geheiß von Bund und Land hat der Landkreis nun ein Regionales Raumordnungsprogramm aufgelegt, in welchem Windenergieanlagen auch im Wald erlaubt sind. Damit dürfen pro Anlage dauerhaft 0,5 Hektar Wald „entnommen“ werden. Ungeachtet seiner Güte. Eine zur Holzernte angepflanzte Fichten-Monokultur ist damit einem alten Eichenbestand gleichgestellt. Sprich: In sehr vielen Kommunen in Niedersachsen werden mit Wohlwollen der grünen Minister nun demnächst wohl Tausende Hektar Wald gerodet. „Was aber hat eine solche Politik noch mit Klima- und Naturschutz zu tun?“, fragen sich nicht nur die Hohmanns, die die Entwicklung mit großer Sorge beobachten. Genauso wie Elke Schenzel aus Ellringen, Besitzerin des Kronshofes. „Wir leben vom Tourismus und von der Islandpferdezucht“, sagt sie, aber: „Unser Familienbetrieb ist existenziell gefährdet, wenn die Pläne so wie vorgestellt umgesetzt werden sollten.“

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