Windräder sollen sich am Kanal drehen
Scharnebeck und Echem wollen ihren Beitrag leisten, obwohl sie bislang nicht als Standorte eingeplant sind
Von Stefan Bohlmann
Scharnebeck. Einen triftigen Grund gegen den Standort finden der Echemer Bürgermeister Harald Heuer (CDU) und sein Kollege aus der Nachbargemeinde Scharnebeck, Stefan Block (Grüne), nicht. Gute Argumente, die dafür sprechen, auf der Fläche am Elbe-Seitenkanal zwischen den beiden Orten eine Vorrangfläche für Windkraft auszuweisen, gebe es hingegen viele, sagen sie.
Die Sache hat allerdings einen Haken: Im Entwurf für das neue Regionale Raumordnungsprogramm (RROP) des Landkreises Lüneburg ist das Areal am Kanal nicht für die Windkraft vorgesehen – und das, obwohl der Kreis vier Prozent seiner Fläche als Windenergiestandorte ausweisen muss.
Insgesamt 5311 Hektar sollen es werden. In einigen Ecken des Kreisgebietes gibt es bereits Befürchtungen, dass manche Gegenden über Gebühr belastet werden und dort zu viele Windräder gebaut werden dürfen – wie zum Beispiel in Breetze, Neetze und im Raum Dahlenburg. Der Widerstand formiert sich.
„Wir wollen helfen, andere Regionen zu entlasten“, sagt Stefan Block. Harald Heuer ergänzt: „Der Landkreis muss die Windkraft ohnehin ausbauen, und wir wollen unseren Beitrag leisten.“
Die Lage am Elbe-Seitenkanal in der Gemarkung Scharnebeck sei optimal, sagen die beiden Bürgermeister. Der Standort für rund fünf Windräder liege unmittelbar an einer künstlichen Wasserstraße, die bereits einen Eingriff in Natur und Landschaft darstelle.
Zudem sei keine Wohnbebauung in direkter Nähe. „Die Splittersiedlung Fischhausen liegt ungefähr einen Kilometer entfernt, zum Ortsrand Echem sind es gut zwei Kilometer, und Scharnebeck ist noch weiter weg“, meint Heuer.
Darüber hinaus wehe an der Stelle immer Wind, weiß der Echemer. Immerhin drehen sich seit mehr als 25 Jahren bereits Windräder auf dem Gebiet des Fleckens Artlenburg. Die Anlagen produzieren Strom in Sichtweite zum jetzt auserkorenen Standort in etwa zwei Kilometer Entfernung – und sollen es laut RROP auch künftig. „Deshalb sprechen keine erkennbaren Gründe gegen den weiteren Standort, den wir vorschlagen“, sagt Heuer.
So sieht es auch die Samtgemeinde Scharnebeck in ihrer Stellungnahme zum Entwurf des RROP. Sie schlägt darin vor, die Fläche am Elbe-Seitenkanal als Vorrangfläche für Windenergie vorzusehen.
Begründung: „Sie befindet sich in unmittelbarer Nähe des technischen Bauwerkes des Elbe-Seitenkanals und lässt aufgrund großzügiger Abstände zur Wohnbebauung keine Konflikte mit Siedlungsbereichen erwarten.“
Auch der Rat der Gemeinde Scharnebeck hat sich zum Thema erneuerbare Energie bereits einstimmig positioniert: „Der Ausbau der Windkraft soll mit Priorität angegangen werden. Hinsichtlich der Standorte für Windkraft gibt es Möglichkeiten entlang des Elbe-Seitenkanals und in der Gemarkung Nutzfelde, allerdings gibt es noch kein einheitliches Meinungsbild.“
Potenziale sollten daher erfasst und im Austausch mit Nachbargemeinden Vor- und Nachteile beraten werden. „Nur wenn wir gemeinsam auftreten, stärkt das unsere Position“, meint Block. Das untermauert Heuer: „Deshalb ist es gut, dass die Samtgemeinde mitzieht.“
Als nächstes folgt eine gemeinsame nicht öffentliche Sitzung der Gemeinderäte Echem und Scharnebeck voraussichtlich am Montag, 12. Juni, in der Scharnebecker Domäne. Ein möglicher Investor soll dann seine Pläne vorstellen – und die Kommunalpolitiker wollen ihrerseits ihre Erwartungen zementieren.
Maximale lokale und regionale Wertschöpfung
„Wir wollen mitreden und möchten, dass sich Kommunen und Bürger an den Windrädern beteiligen können – über eine neu zu gründende Energiegesellschaft der Samtgemeinde oder die Scharnebecker Erschließungs- und Baugesellschaft SEB. Oder aber über eine Genossenschaft, über die so viele Bürger wie möglich partizipieren“, sagen Block und Heuer.
Die Bürger zeigten ihre Bereitschaft, sie wollen mitmachen, sind sich beide einig. Daher sei die maximale lokale und regionale Wertschöpfung die Maßgabe – so hat es der Rat Scharnebeck formuliert.