Lüneburg – Eigener Beitrag zur Energiewende
Lüneburg. Dass die Landesregierung nur gut eine Woche später beim Ausbau der Windenergie etwas Druck aus dem Kessel nehmen würde, konnten die Mitglieder des Bauausschusses des Lüneburger Rates Ende April noch nicht ahnen. Also nahmen sie das Stadtgebiet mit dem Vorsatz unter die Lupe, Flächen zu finden, auf denen Windräder errichtet werden könnten. Stadtplaner Matthias Eberhard sprach aus, was zuvor SPD, FDP und Linke in Anträgen formuliert hatten: „Auch Lüneburg muss seinen Beitrag bei der Energiewende leisten.“
Vier Prozent der Kreisfläche für Wind
Nur wo? Diese Frage beantworten wird allerdings der Landkreis Lüneburg. Die Stadt könne nur Vorschläge für das Regionale Raumordnungsprogramm machen, betonte Eberhard. Genau darauf hatten die Parteien gedrängt. Für sie galt noch die Vorgabe des niedersächsischen Windenergieausbaugesetzes, wonach der Landkreis Lüneburg 4,72 Prozent seiner Fläche für Windenergie vorhalten solle. Inzwischen wurde die Hürde gesenkt. Nun soll der Landkreis bis 2026 nur noch vier Prozent seiner Fläche für Windräder reservieren – 5311 statt 6267 Hektar.
Seit der jüngsten Gesetzesnovelle sind Wälder und Landschaftsschutzgebiete als mögliche Standorte für Windenergieanlagen nicht mehr grundsätzlich tabu. In einer Stellungnahme zum Antrag der SPD sicherte die Verwaltung zu, gegenüber dem Landkreis auf die Waldflächen westlich und östlich des Elbe-Seitenkanals in Höhe des Hafens zu verweisen. Im Gewerbegebiet des Hafens selbst würden die Windräder vermutlich nur Höhen zwischen 50 und 80 Metern aufweisen, spekulierte Eberhard.
Daneben kämen zur Prüfung der Eignung auch noch Flächen in der Schwarzen Heide in Betracht. Außerhalb des Lüneburger Stadtgebietes würden zudem noch stiftungseigene Flächen um Bardowick, südlich von Deutsch Evern und südwestlich Südergellersen einer Überprüfung hinsichtlich der Qualität von Wald, Boden, Flora und Fauna wert sein. „Andere Gebiete stehen aufgrund der Nähe zu Wohnsiedlungsbereichen absehbar nicht für Windenergieanlagen zur Verfügung.“
Die Sozialdemokraten hatten im Rat schon früh auf die plantagenartig angelegten Wälder östlich des Elbe-Seitenkanals als denkbare Standorte hingewiesen. Eckhard Pols (CDU) stimmte im Bauausschuss zu: „Das ist ein reiner Wirtschaftswald.“
Dennoch hätte ein Lüneburger Windpark Hafen einige Haken: Weil die Wartung und die Zufahrt der Feuerwehr ständig möglich sein müssen, ginge der Verbrauch von Waldfläche über den für den Rotor hinaus, betonte Stadtplaner Eberhard.
Und der Waldverlust müsse ausgeglichen werden. Stadtbaurätin Heike Gundermann ergänzte: „Da ein derartiger Ausgleich auf Stadtgebiet kaum möglich ist, würden wir dies gemeinsam mit den umliegenden Gemeinden planen.“
„Windenergie stellt größten Nutzen bereit“
Dirk Neumann (AfD) fragte Karl Wurm vom BUND, ob mit solchem Vorgehen aus seiner Sicht nicht „Windkraft um jeden Preis durchgeboxt“ werde. Wurm verneinte: „Das sehe ich nicht als Opfern des Waldes. Windenergie stellt den größten Nutzen bereit. Solaranlagen auf Dächern allein reichen nicht für die Energiewende.“
Weil in diesem Punkt bei Politik und Verwaltung weitgehende Einigkeit herrschte, zogen Linke, FDP und SPD ihre Anträge zurück. Diese bleiben allerdings im Verfahren, sodass der Windpark Hafen möglich bleibt.