Wind kommt aus dem Wald – Der Landkreis informiert

Wind kommt aus dem Wald

Beim Informationsabend in Kirchgellersen zum neuen Raumordnungsprogramm drehte sich fast alles um das Thema Windenergie

Von Ute Klingberg-Strunk


Kirchgellersen. Wohnungsbau, Gewerbe, Einzelhandel, Verkehr, Rohstoffe oder Natur und Landschaft – es sind sehr viele Themengebiete, die der Landkreis Lüneburg mit der Neuaufstellung des Regionalen Raumordnungsprogramms 2025 (RROP) in den Blick nimmt. Den größten Informationsbedarf gibt es aber offenbar zum Thema Windenergie. Das zeigte sich jetzt in der Grundschule Kirchgellersen, bei einem von drei Terminen im Landkreis, an denen Behördenvertreter nicht nur Hintergründe des Verfahrens erläuterten, sondern sich auch den Fragen der Bürger stellten.

Eine Frage der Potenzialfläche

Die Fragen drehten sich fast ausschließlich um künftige Windenergiestandorte. Kein Wunder, denn schließlich muss der Landkreis laut der aktuellen Ausbauziele des Landes Niedersachsen die Potenzialflächen für Windenergie beträchtlich erhöhen, von bisher 2,2 Prozent auf 4,72 Prozent der Kreisfläche.

André Dierßen vom Fachdienst Regional- und Bauleitplanung hatte die Strategie für die Festlegung von Windvorranggebieten im künftigen RROP skizziert: Weil Windenergieanlagen (WEA) im Außenbereich als privilegierte Bauvorhaben gelten, würde es ohne eine Festlegung zu einem ungesteuerten Ausbau kommen. Um die Belastung der Bevölkerung so gering wie möglich zu halten, habe man sich für das „Waldszenario“ entschieden. Da mittlerweile der Bau von WEA auch in Wäldern erlaubt sei, böte sich im sehr waldreichen Landkreis viel Potenzial. Ziel sei, „den zugeteilten Flächenwert auf jeden Fall zu erreichen“, betonte Dierßen. „Wir wollen einen ungesteuerten Ausbau verhindern und nicht dabei zuschauen müssen, dass WEA bis 400 Meter an die Siedlungsbereiche heranreichen dürfen.“ Im Ergebnis komme man nun bei einem Abstand zur Bebauung von 900 Metern auf einen Flächenanteil von 4,6 Prozent, also etwas weniger als die neue Vorgabe aus Hannover. Die ist laut Kreisrätin Sigrid Vossers allerdings „noch nicht in Stein gemeißelt“. Denn man habe das Land um Prüfung gebeten, warum im Kreis Lüneburg der mit Abstand höchste Flächenwert angesetzt worden sei. „Wir wollen Windkraft, aber das muss auch vermittelbar sein.“


Warum es dann im Entwurf „weiße Flecken“ ganz ohne Windkraft im dünn besiedelten Amt Neuhaus und der Elbtalaue gebe, wollte ein Zuhörer wissen. „Für das Biosphärenreservat besteht ein klares Bauverbot, das können wir nicht außen vor lassen“, sagte Dierßen.
Fachdienstleiterin Lena Schlag unterstrich: „Wir können keine Fake-Flächen aufnehmen. Für Investoren muss es die Sicherheit geben, dass die Flächen auch bebaut werden dürfen.“ Auch eine Höhenbegrenzung für die Anlagen dürfe man nicht festlegen. Ob und wo es denn einen Ausgleich gebe, wenn Windräder im Wald gebaut würden, wollte eine Bürgerin wissen. „Das ist tatsächlich eine große Herausforderung“, räumte Schlag ein. „Wenn Wald abgeholzt wird, brauchen wir Ausgleichsflächen. Wir haben ja nur ein so großes Teilflächenziel bekommen, weil wir so viel Wald haben.“

Gellerser Bürger wollten wissen, wie viele neue Anlagen denn nun dazu kämen, etwa im Gebiet Südergellersen, das künftig auch Teile des Waldgebiets Gellerser Anfang einschließt. Schlag gab die Faustformel mit zehn Hek-tar pro Anlage an, Samtgemeindebürgermeister Steffen Gärtner (CDU) ergänzte, das künftige Gebiet im Bereich des existierenden Windparks Südergellersen umfasse rund 400 Hektar. Deutlich kleinere Standorte sind zwischen Kirchgellersen und Dachtmissen sowie zwischen Kirchgellersen und Reppenstedt nördlich der Landesstraße 216 vorgesehen. Auf Nachfrage bekräftigte Gärtner: „Die Möglichkeit der Bürgerbeteiligung wollen wir unbedingt. Da sind wir auch schon in Gesprächen.“

Die Auslegung endet am 3. April

Die öffentliche Auslegung zum Entwurf des RROP läuft noch bis zum 3. April. Über die Beteiligungsplattform BO.PLUS können Stellungnahmen bis 17. April online abgegeben werden. Alle Unterlagen zum RROP stehen im Internet unter https://lklg.eu/rrop2025 zur Verfügung. Die Samtgemeinde Gellersen wird zudem Kartenausschnitte für den Gellerser Bereich auf ihrer Webseite veröffentlichen.

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